Smart Grids: Stromnetze brauchen einen Paradigmenwechsel

Smarte Stromnetze auf der Grundlage unserer alten Infrastruktur aufzubauen, macht das denn überhaupt Sinn? Die TU Wien präsentiert mit "LINK" einen neuen Lösungsansatz. [...]

„Aus Sicht des Datenschutzes ist das ein großer Vorteil“, betont Albana Ilo. „Niemand möchte, dass etwa Daten über das Ein- und Ausschalten bestimmter Geräte im eigenen Haus vom Stromanbieter gesammelt werden können. In unserem LINK-Paradigma ist das überhaupt nicht mehr nötig.“ Jedes Kettenglied teilt bloß ein kleines Set von unbedingt nötigen elektrischen Daten mit den Nachbareinheiten – die restliche Information wird bloß lokal verwendet. Auch die Gefahr von Cyberattacken von außen wird dadurch drastisch verringert.

STROMFLÜSSE STEUERN

LINK ermöglicht, den Betrieb der Stromnetze mit den physikalischen Gegebenheiten optimal in Einklang zu bringen. „Heute kann es sein, dass man Strom von der Nordsee nach Italien verkauft. Physikalisch fließt der Strom aber vielleicht über das polnische Netz, das dadurch überlastet werden kann – obwohl das Land an diesem Deal gar nicht beteiligt ist“, erklärt Ilo. In einem LINK-System wäre das einfach zu handhaben. Die einzelnen Hochspannungs-LINKS würden ganz automatisch alle Parameter so anpassen, dass solche Transaktionen problemlos ablaufen könnten. Die Gefahr von größeren Netzausfällen, wie sie etwa in Nordamerika immer wieder vorkommen, wäre gebannt.

Anstatt das historisch gewachsene System der Energienetze durch weitere kleine Adaptierungen und Notlösungen immer komplizierter zu machen, könnte man mit LINK einen sauberen organisatorischen Neubeginn wagen. Nach vielen Jahren Forschungsarbeit in der Industrie und im universitären Bereich ist Albana Ilo überzeugt, dass es uns nur so gelingen wird, dezentrale Energieversorgung in großem Maßstab in ein sicheres, stabiles Stromnetz einzugliedern. Durch ein sauberes, selbstregulierendes Betriebssystem kann man auch den Bedarf nach Netzausbau gering halten: „Die europäischen Stromnetze haben noch Kapazitäten“, erklärt Albana Ilo. „Wir müssen sie nur optimal nutzen.“

In einem Modellversuch auf kleinerer Skala in einer Testregion in Salzburg wurde bereits gezeigt, dass das Konzept funktioniert. Ein schrittweiser Übergang vom heutigen System zum LINK-Paradigma wäre möglich. „Das geht nicht von einem Tag auf den anderen – und wohl auch nicht von einem Jahrzehnt auf das andere“, sagt Albana Ilo. „Aber der Umstieg auf ein smartes Stromnetz ist möglich, und wenn wir den Wunsch nach der Energiewende ernst nehmen, sollten wir jetzt damit beginnen.“

Im Zusammenhang mit LINK liegt bereits ein Patent vor, Albana Ilo wurde dabei vom Forschungs- und Transfersupport der TU Wien unterstützt. Erstmals wird LINK auf einer Industriemesse dem breiten Fachpublikum präsentiert – auf der Hannover Messe (25.-29.4.), im Rahmen der Leitmesse Energy, in Halle 27, Stand L71. (pi)


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*