Simulationsmodell zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens

Kosteneffizienz verschiedener strategischer Konzepte werden per Computer ermittelt. [...]

Im Rahmen des Projektes wurden zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gegen die Mafia auf den Prüfstand gestellt. (c) Pixabay
Im Rahmen des Projektes wurden zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gegen die Mafia auf den Prüfstand gestellt. (c) Pixabay

Mitarbeiter des Laboratory of Agent – Based Social Simulation am Istituto di Scienze e Tecnologie della Cognizione haben ein Rechenmodell über die Dynamik des organisierten Verbrechens entwickelt. Mithilfe ihrer Erkenntnisse können europaweit Massnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität besser identifiziert und optimiert werden.

Ausgewertet wurden seit Beginn der achziger Jahre gewonnene Daten aus dem Alltag der sizilianischen Hauptstadt Palermo. In das Simualtionsmodell eingeflossen waren die Verhaltensweisen von Mafiosi, Kaufleuten, Bürgern und Staat. Befragt wurden außerdem Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), die sich in Form von Selbsthilfeaktionen gegen die Zahlung von Schutzgeldern gewehrt hatten. Allein auf Sizilien wird die jährlich erpresste Geldmenge auf über eine Milliarde Euro geschätzt.

Im Rahmen des Projektes wurden zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gegen die Mafia auf den Prüfstand gestellt. Zum einen die seit den achziger Jahren verfolgte Strategie in Form verstärkter Polizeikontrollen und einer härteren Spruchpraxis von Seiten der Strafgerichte. „Dabei hat sich gezeigt, dass diese Vorgehensweise sehr kostenintensiv und sich den Verhaltensänderungen der Mafiosi nicht schnell genug anpasst“, erklärte Projektleiterin Giulia Andrighetto.

Der andere mit Vorliebe von den NGO praktizierte Ansatz besteht darin, die Bevölkerung zu sensibilisieren und gezielt auf die von der Mafia verursachten Schäden aufmerksam zu machen. Eine negative Begleiterscheinung besteht darin, dass es zwar eine erhöhte Anzahl von Strafanzeigen gibt, diese jedoch eine Welle von Racheaktionen und bei Nichtzahlung des Schutzgeldes schmerzhafte Retorsionsmassnahmen auslösen, ohne dass der Staat den notwendigen Schutz der Opfer bereitszustellen imstande ist.

„Auf politischer Ebene muss deshalb sichergestellt sein, dass jede vom sozialen Wandel getragene Initiative gegen das organisierte Verbrechen von passenden polizeilichen und gerichtlichen Massnahmen unterstützt wird“, meinte die italienische Wissenschaftlerin weiter. Die Computersimulation könne auch auf andere Formen der Kriminalität übertragen werden mit dem Ziel, die Kosteneffizienz von staatlichen Eingriffen und gemeinschaftlich getragenen Initiativen zu ermitteln.

Die zum EU-Projekt Gloders gehörende Forschungsarbeit war zusammen mit der britischen University of Surrey durchgeführt worden.


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