Schweizer zensieren sich im Internet selbst

Die Angst vor Überwachung hindert an Meinungsäußerung und sogar freier Informationssuche, so eine aktuelle Studie der Universität Zürich. [...]

Mehr als die Hälfte hindert die Angst vor Überwachung an der freien Informationssuche. (c) Focus Pocus LTD - Fotolia
Mehr als die Hälfte hindert die Angst vor Überwachung an der freien Informationssuche. (c) Focus Pocus LTD - Fotolia

Mehr als die Hälfte der Internet-User in der Schweiz trauen sich aufgrund von Angst vor Überwachung nicht, ihre Meinung öffentlich zu äußern oder nach bestimmten Informationen zu suchen. Weil sie sich von Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken beobachtet fühlen, zensieren sie sich selbst, wie eine Umfrage der Universität Zürich ergibt.

Bedrohung für Demokratie

„Abschreckungseffekte aufgrund eines Überwachungsgefühls sind demokratiepolitisch bedenklich. Sie bedrohen die Ausübung von Grundrechten und die gesellschaftliche Teilhabe via Internet“, warnt Michael Latzer, Professor für Medienwandel und Innovation an der Universität Zürich und Leiter der Umfrage.

Latzer und sein Team haben 1.122 Menschen zu ihrer Internetnetzung befragt. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) hindert die Angst vor Überwachung an der freien Informationssuche, beispielsweise nach sensiblen politischen Inhalten. Von den Befragten trauen sich 56 Prozent nicht, ihre Meinung, Gefühle oder Interessen online offenzulegen.

Zwang zur Internetnutzung

Trotz der wahrgenommenen Gefahr der Überwachung sehen sich die Schweizer bemüßigt, im Internet aktiv zu sein. Fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) meinen, dass sie mehr Zeit online verbringen als sie eigentlich wollen. 38 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen sich durch ihr privates Umfeld unter Druck gesetzt, schnell auf Nachrichten zu antworten, im beruflichen Umfeld sind es sogar 73 Prozent.

Eine frühere, internationale Studie der University of Oxford hat sich mit der Angst von Wikipedia-Nutzern vor Überwachung beschäftigt. Ergebnis: Nach den Enthüllungen über die NSA-Überwachung durch den Whistleblower Edward Snowden im Jahr 2013 haben immer weniger Nutzer nach Artikeln über Terrorismus gesucht. Laut Studienautor Jon Penney glauben viele, dass eine bloße Wikipedia-Suche sie bereits verdächtig machen könnte.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*