Datenkraken verstärken Diskriminierungsrisiko für Webnutzer

Kontakte, Anrufe, Standorte - Smartphones enthalten viele persönliche Daten, die leicht in fremde Hände gelangen können. Der Wiener Forscher, Journalist und Netzaktivist, Gründer des Cracked Labs, referierte auf der Domain pulse 2017 über die Auswüchse des Datensammelns und der Profilingss im Internet. [...]

„Die meisten Apps sammeln nicht nur selbst Daten, sondern haben auch Dienste von Dritten eingebaut“, warnt Wolfie Christl, Gründer der Cracked Labs, im Rahmen der Domain pulse 2017. Auch seriöse Webseiten lassen Dritte massiv Daten abgreifen. Die nachgelagerte Verarbeitung und und Art der Verwertung der Daten ufert immer mehr aus und wird letztlich zum Diskriminierungsrisiko für das Internet.
Oracle und andere Orakel
Allein auf fünf eigentlich seriösen Webseiten, darunter http://saturn.de , http://monster.de und deutsche Medien, brachte es Christl in einem Versuch auf 130 Fälle von Tracking. Darunter sind beispielsweise die Datensammeldienste BlueKai, Datalogix und AddThis – allesamt Teil des Konzerns Oracle. „In der Mitte sitzt der sogenannte Oracle Identity Graph“, so Christl. Dieser aggregiert alle Daten zu einem genauen Profil. Damit ist es Oracle zufolge beispielsweise in den USA möglich, mehr als 90 Prozent der Online-Bevölkerung zielgenau zu erreichen.
Mittlerweile gibt es immer mehr Datenvermarkter, die teils immer ausgefallenere Methoden für das Profiling nutzen. So gibt es Christl zufolge schon den Ansatz, aus Anruf-Metadaten auf Persönlichkeitsmerkmale zu schließen. Das Unternehmen Cignifi nutze dies zur Prognose der Kreditwürdigkeit. Für den Aktivisten ist die Zuverlässigkeit dieses Orakelns fragwürdig, aber noch gar nicht das größte Problem. „Für Betroffene ist gar nicht mehr nachvollziehbar, welche Folgen sich aus Alltagshandlungen ergeben“, warnt er. Eben diese sind aber unter Umständen katastrophal.
Folgenschweres Profiling
Wenn der Datenverwerter TellApart jemandem einen niedrigen „Customer Value Score“ gibt, mag ein Unternehmen zwar einfach auf personalisierte Angebote verzichten. Doch spätestens, wenn Trustev jemanden als unzuverlässigen Kunden bewertet, könnten Händler ihn komplett vom Kauf ausschließen. „Wenn ich von einer negativen Entscheidung betroffen bin, kann ich mich gar nicht dagegen wehren“, betont Christl. Spätestens da wird Data Mining zum gewaltigen Diskriminierungsrisiko, Arme könnten zunehmend ein anderes Internet sehen als Reiche.
Risikobewusste Nutzer greifen daher beispielsweise auf Ad-Blocker zurück. „Natürlich können wir auf individueller Ebene etwas tun, aber ich fürchte, das wird nicht reichen“, meint jedoch Christl. Es wäre aus seiner Sicht wichtig, für mehr Wissen und digitale Kompetenz in der Bevölkerung zu sorgen. Auf Unternehmensseite müsse es mehr Transparenz geben. „Es braucht Gesetze, die auch durchgesetzt werden“, fordert er.


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